Eine neue Indentität

Autor:Markus Rex

 

Die Erlösung in Christus hat existentielle Veränderungen für uns gebracht. Die Sünden sind uns vergeben, wir sind vor Gott gerechtfertigt und mit ihm versöhnt. Außerdem spricht die Bibel an mehreren Stellen davon, dass wir von neuem geboren bzw. neue Geschöpfe geworden sind und nun in einem neuen Leben wandeln können.1 Damit sich diese neue Existenz jetzt auch in uns und unserem Umfeld entfalten kann, müssen wir unsere tatsächliche Identität verstehen.
Zunächst einmal eine Bibelstelle:

2 Korinther 5,17
Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!

2 Korinther 5,17 (NTR)
… so ist er eine neue Schöpfung, er hat eine neue Natur und ist ein neuer Mensch geworden. Alles, was einmal war, der alte Zustand des Geistes, ist für immer vorbei. Siehe, alles ist neu geworden, und ein frisches, unverbrauchtes Leben gehört uns.

Der neue Mensch, das heißt, die neue Schöpfung, von der hier gesprochen wird, steht im Gegensatz zur alten Schöpfung. Am Anfang schuf Gott den Menschen nach seiner eigenen Wesensart und setzte ihn in den Garten Eden. Er gab seiner Schöpfung das Prädikat »Sehr Gut«.2 Aber durch den Sündenfall wurde die gute alte Schöpfung schlecht. Wir können sagen, Adam, der vorher heil war, ist kaputtgegangen.

Es ist wie bei einem »infizierten« Betriebssystem. In jedem Computer, auf den man es installiert, steckt derselbe »Wurm« drin. Das Problem ist, dass jeder Mensch auf der Erde von Adam abstammt und nun denselben Defekt in sich trägt. Es ist nicht zu übersehen, dass alle Menschen denselben »natürlichen« Hang haben, zu sündigen. Wenn sie sich gehen lassen, reden sie dieselbe negative Sprache: Sie jammern, fluchen und reden schmutziges Zeug. Sie haben dieselben, Neigungen, Triebe und Gelüste. Nicht selten sind sie von denselben Krankheiten und Problemen betroffen, denn sie alle leben in derselben gefallenen Welt.

Die Lösung ist ein neues »Betriebssystem« bzw. eine neue Schöpfung, wie es schon der Prophet Jeremia gesehen hatte.3 Gott hat einen neuen Menschen erschaffen, einen neuen Adam – Christus. (Die Gegenüberstellung von Adam und Christus sehen wir in Römer 5 und 1Korinther 15.) Seitdem gibt es quasi eine neue Spezies auf der Erde, und zwar Menschen, die von Christus (dem letzten Adam) abstammen.

Christus wird als der Erstgeborene aus den Toten und als der Erstgeborene unter vielen Brüdern bezeichnet.4 Der Prophet Jesaja kündigte an, dass Er Nachkommen haben wird.5 In Christus wurden die Gläubigen zu neuen Menschen, »die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind« (Joh 1,13).
Bei den Nachkommen Christi geht es nicht um eine Familie aus Fleisch und Blut, sondern um Gottes geistliche Familie, in die wir durch die neue Geburt hineingekommen sind. Gott ist unser Vater, wir sind seine Söhne und Töchter und untereinander sind wir (Glaubens-) Geschwister, wobei Jesus unser ältester Bruder ist.

Weil wir aus Gott geboren sind, haben wir Anteil an seinem Leben und an seiner Wesensart. In Christus gibt es keine Furcht und keine Verdammnis mehr.6 Durch Ihn herrschen wir in unserem Leben.7 Das heißt, wir leben zwar noch in der Welt, werden aber nicht länger vom Zeitgeist, von gottloser Moral und vom Wesen der Welt bestimmt. Das ist die geistliche Wirklichkeit unserer neuen Zugehörigkeit.

Das Erleben in der irdischen Realität sieht leider manchmal anders aus. Einige werden von ihren Umständen überwältigt. Andere haben Angst, dass sich ein bestimmtes Verhaltensmuster oder Krankheitsbild ihrer Vorfahren auch bei ihnen einstellt. Manche sind sogar durch Medien und von der Gesellschaft so beeinflusst, dass, sie nach denselben weltlichen Maßstäben leben.

Es besteht hier ein nicht zu übersehendes Spannungsfeld. Der gläubige Mensch lebt eigentlich in zwei Welten gleichzeitig. Wir bewegen uns in einem natürlichen und in einem geistlichen Umfeld. Wir haben eine natürliche Familie und gehören gleichzeitig zur Familie Gottes. Wir müssen verstehen, dass wir gewissermaßen ein duales Leben mit einer doppelten Herkunft und Zugehörigkeit führen. Niemand braucht also seinen Personalausweis abzugeben oder sich von seiner Familie zu distanzieren, nur weil er Christ geworden ist.

Der Christ muss aber seine wahre Zugehörigkeit zur Familie Gottes erkennen und sich in Christus sehen bzw. sich mit ihm verbunden wissen. Wir müssen verstehen, dass unsere geistliche Identität schwerer wiegt, als die natürliche Identität, weil das Geistliche ewig ist und das Natürliche zeitlich begrenzt ist. Wir müssen uns mit dem neuen Leben in Christus identifizieren.

Um unseren Garten zu bewässern, haben wir zwei Möglichkeiten: sauberes Trinkwasser vom Haus oder modriges Regenwasser aus der Grube. Welches Wasser vorne aus dem Gartenschlauch herausfließt, hängt davon ab, wo wir ihn anschließen. Vorn kommt immer das raus, was hinten eingespeist wird. Wir sind an Christus angeschlossen. Er ist der Weinstock, wir sind die Reben.8 Dasselbe Leben und Wesen Christi fließt jetzt zu uns und durch uns.

Aber leider geschieht das nicht so automatisch wie beim Gartenschlauch. Wir sind zwar »in Christus«. Wer sich aber weiterhin in Adam sieht, das heißt, sich mit dem Alten identifiziert, wird auch weiterhin das Alte erleben. Die Herausforderung für den einzelnen Gläubigen besteht jetzt darin, sich mit seiner neuen wahren Zugehörigkeit zu identifizieren, obwohl er sich ja weiterhin in der natürlichen Umgebung befindet, die ihm etwas völlig Entgegengesetztes vermittelt…

Beim Lesen der Bibel ist es hilfreich, auch auf kleine Wörter, wie die Präpositionen, zu achten. Sie zeigen, in welcher Beziehung Christus und die Gläubigen zueinander stehen. So erfahren wir zunächst einmal, dass Christus für uns gestorben, begraben und auferstanden ist.9 Das »Für uns« bedeutet Stellvertretung. Er hat es an unserer Stelle, also für uns getan.

Dann lesen wir weiter, dass wir, die Gläubigen, mit Ihm gestorben, begraben, und zu einem neuen Leben auferstanden sind.10 Christus ist zwar für alle Menschen gestorben und auferstanden, aber das »Mit Ihm« betrifft nur diejenigen, die seine Stellvertretung für sich persönlich angenommen haben. Paulus schrieb zum Beispiel, dass er mit Christus gekreuzigt wurde.11 Wie konnte er das behaupten, wenn er bei der Kreuzigung Jesu nicht einmal anwesend war? Das »Mit ihm« meint unsere Identifikation mit dem, was Christus für uns getan hat.
Am Beispiel von Römer 6 sehen wir das Zusammenspiel zwischen der biblischen Wirklichkeit, mit der wir uns identifizieren müssen und der Aufforderung bzw. dem Anspruch an uns, danach zu handeln, um das neue Leben zu erfahren.

Die Wirklichkeit:

V.4 Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod …

V.6 wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist

V.8 Wenn wir aber mit Christus gestorben sind

 

Identifikation mit der Wirklichkeit

V.1 Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn!

 

Aufforderung, gemäß der Wirklichkeit zu handeln:

V.12 So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib …

V.13 … gebt euch selbst Gott hin als solche, die lebendig geworden sind aus den Toten, und eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit!

 

Erfahren der Wirklichkeit

V.14 Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch …

V.17 … nun aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Vorbild der Lehre

V.22 Jetzt aber, da ihr von der Sünde frei und Gott dienstbar geworden seid …

Viele Schriftstellen im Neuen Testament beinhalten den Terminus: In oder durch Christus. Darin wird unser jetziges Leben als neue Wirklichkeit beschrieben. Wir müssen uns jetzt mit Christus verbunden sehen und nicht länger mit Adam.
Für diesen Prozess der Identifikation brauchen wir Offenbarungserkenntnis. Allein intellektuell können wir das »Er…für uns! Wir … mit Ihm!« und das »In-Christus-Sein« nicht fassen.12 Paulus sah sich selbst in diesem Entwicklungsprozess, »in Christus« hineinzuwachsen, um das Auferstehungsleben immer mehr zu erfahren.

Philipper 3,9-12
… und in ihm erfunden werde … um Ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichförmig werde, damit ich zur Auferstehung aus den Toten gelange. Nicht, dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin.

 

Wer lange genug die Bibel zum neuen Leben in Christus studiert und sich ausreichend Zeit nimmt, darüber nachzudenken, wird eine Offenbarung in seinem Inneren über seine wahre Identität bekommen. Seine Sicht über sich selbst wird verändert und er weiß bzw. fühlt sich immer mehr mit Christus verbunden. Das wiederum zieht das Erleben der geistlichen Wahrheit in der natürlichen Realität nach sich.

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1 Johannes 3,3; Römer 6,4; Galater 6,15; Epheser 2,10.15; 1 Petrus 1,3

2 1 Mose 1,31

3 Jeremia 31,22

>4 Römer 8,29; Kolosser 1,18

5 Jesaja 53,10

6 1 Johannes 4,7-8.17-18; Römer 8,1

7 Römer 5,17

8 Johannes 15,1-8

9 1 Korinther 15,3-4

10 Epheser 2,5-6

11 Galater 2,20

12 Epheser 1,17-23

 

Monat 06-2015 wugffo.de