Echtheit im Glauben

Autor: Markus Rex

 

Wir leben in einer Zeit, in der immer mehr Dinge relativiert werden. Unter dem Vorzeichen der Toleranz werden moralische Werte aufgeweicht und altbewährte Lebensweisen zum Teil neu definiert. Leider macht dieser Trend auch vor den Kirchen und dem christlichen Glauben nicht halt. Viele Menschen halten sich ganz selbstverständlich für Christen, weil sie Kirchenmitglieder sind, haben aber vom wirklichen Glaubensleben keine Ahnung. Ihr Lebenswandel unterscheidet sich oft nicht besonders von dem anderer Menschen. Im Timotheusbrief ist von einem ungeheuchelten Glauben die Rede. Paulus forderte die Korinther damals auf, sich auf die Echtheit ihres Glaubens hin einmal zu überprüfen.

 

1 Timotheus 1,5

… das Endziel des Gebotes aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.

 

 

2 Korinther 13,5-7

Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr unecht wärt! Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, dass wir nicht unecht sind. Ich bete aber zu Gott, dass ihr nichts Böses tut; nicht damit wir bewährt erscheinen, sondern damit ihr das Gute tut, wir aber wie Unbewährte seien.

 

 

Entsprechend dieser Bibelstellen besteht durchaus die Möglichkeit, dass es unechte Gläubige gibt. Das sind Menschen, die nur vorgeben, an Gott zu glauben, aber ansonsten so leben wie jeder andere. Echte Christen sind in ihrem Wesen erneuerte Menschen, die bis in ihre alltägliche Lebensweise vom Glauben an Christus beeinflusst sind.

Paulus sprach von Timotheus als von seinem echten Sohn im Glauben.1 Es gibt echte Söhne (und Töchter) Gottes – und leider auch unechte.2 Aber nur die echten Kinder erhalten das Erbe.3

 

Wir sollen aber nicht nur echte Gläubige bzw. echte Kinder sein, sondern unser Glaube selbst soll auch echt sein. Ohne echten Glauben können wir Gott nicht gefallen4, denn wir brauchen Glauben, um von Ihm Kraft für den Alltag und Segen für unser Wohlbefinden zu empfangen. Und wir brauchen Glauben, um in seiner Gnade das zu tun, was er uns aufträgt zu tun.

Was unseren Glauben angeht, ist das Gegenteil von echt nicht unbedingt falsch, im Sinne von sündig oder verwerflich, sondern unecht im Sinne von künstlich, gespielt oder eingebildet. Mit Glauben, den wir uns nur einbilden zu haben, erhalten wir auch nur eingebildete Resultate. Nur der echte Glaube empfängt den echten Segen und echte Gnade.

 

1 Petrus 1,6-7

Dann werdet ihr euch jubelnd freuen, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es sein muss, traurig seid in mancherlei Anfechtungen damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi.

 

 

Jakobus 1,2-4

Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet, da ihr ja wisst, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt.

 

 

Echter Glaube ist der, der sich bewährt hat. Echte Christen sind in Schwierigkeiten und Verlockungen standhaft geblieben. Sie haben die Verheißung, dass es ihnen an nichts mangeln wird.

 

Zu einem wirklichen Glaubensleben gehört auch der Wandel in Liebe dazu. Wir können beides nicht voneinander trennen. Sofort nachdem wir gläubig (d.h. gerettet) geworden sind, hat die Liebe Gottes unsere Herzen erfüllt, und das Ausleben dieser Liebe macht wiederum unseren Glauben wirksam und lebenstauglich.5 (Röm.5,5; Gal.5,6). Aber auch hier geht es um Echtheit der Liebe.

 

Römer 12,9
Die Liebe sei ungeheuchelt! Hasst das Böse, haltet fest am Guten!

 

1 Petrus 1,22
Da ihr eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit gereinigt habt durch den Geist zu ungeheuchelter
Bruderliebe
, so liebt einander beharrlich und aus reinem Herzen;

 

2 Korinther 8,7-8
Aber wie ihr in allem reich seid, im Glauben, im Wort, in der Erkenntnis und in allem Eifer sowie in der
Liebe, die ihr zu uns habt, so möge auch dieses Liebeswerk bei euch reichlich ausfallen! Ich sage das
nicht als Gebot, sondern um durch den Eifer anderer auch die Echtheit eurer Liebe zu erproben.

 

Es gibt bestimmte Charaktereigenschaften, an denen wir echte Liebe erkennen können. Zum Beispiel ist echte Liebe freigiebig, wie wir es in 2 Korinther 8,7-8 sehen können. In gleicher Weise hat Gott uns seine Liebe erwiesen. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er gab – und zwar seinen eigenen Sohn – um uns zu erretten.6

Ein weiteres Kennzeichen für echte Liebe ist, wie wir uns den Glaubensgeschwistern gegenüber verhalten. »Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht?« (1.Joh.4,20). Wirkliche Liebe ist mehr als sentimentale Schwärmerei. Sie beinhaltet handfeste (gute) Taten, die zu sehen sind.

 

Echte Gläubige haben auch Werke vorzuweisen. Aber auch hier geht es darum, dass sie echt sein sollen, das heißt, dass die sie wirklich für Gott getan wurden. Paulus schrieb den Korinthern:

 

1 Korinther 3,11-15
Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.

 

Ob Werke echt oder unecht sind, hängt maßgeblich von dem jeweiligen Motiv ab, dass dahinter steht. Ein Beispiel dafür haben wir im Philipperbrief: »Einige verkündigen zwar Christus auch aus Neid und Streitsucht, andere aber aus guter Gesinnung; diese verkündigen Christus aus Selbstsucht, nicht lauter … jene aber aus Liebe …« (Phil 1,15-17).

Diese Werke schließen neben den alltäglichen Aufgaben und Tätigkeiten7 auch alle Berufungen, Dienste und Arbeiten im Reich Gottes bzw. in der Gemeinde ein. Leider gibt es immer wieder unzufriedene Gläubige, die sich selbst in den Dienst setzen. Etliche sind mit vielen Dingen sehr beschäftigt, die an und für sich lobenswert sind, aber sie tun es eigentlich nur für sich selbst und nicht wirklich zu Gottes Ehre. Es gibt aber auch die vielen Christen, die sich selbstlos in ihren Gemeinden einbringen und Gott in ihren Familien und an ihrem Arbeitsplatz dienen. Eines Tages wird jedes Werk von Gott beurteilt und mehr oder weniger belohnt werden.

 

Ich glaube, dass wir den Gedanken der Echtheit noch weiterführen können. Es gibt echte und geheuchelte Frömmigkeit, es gibt die echten Gaben des Heiligen Geistes und die nachgemachten, es gibt wirkliche christliche Gemeinden und solche, die sich nur dafür halten.

 

1 Korinther 11,17-19
Das aber kann ich, da ich am Anordnen bin, nicht loben, dass eure Zusammenkünfte nicht besser, sondern schlechter werden. Denn erstens höre ich, dass Spaltungen unter euch sind, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, und zum Teil glaube ich es; denn es müssen ja auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten offenbar werden unter euch!

 

Parteiungen entstehen durch unterschiedliche Standpunkte, die vertreten werden. In unseren Tagen erleben wir einen Frontalangriff auf die Familie, auf die Gemeinde und auf den Glauben insgesamt. Von den Unechten wird vieles neu definiert. Das Familienbild von Vater, Mutter, Kind soll mit einem Mal nicht mehr gelten. Kleine Hauskreise werden für Gemeinden gehalten und Ämter neu betitelt oder gleich ganz abgeschafft.

Jeder Gläubige sollte immer sorgfältig prüfen, was die biblische Sicht zu den verschiedenen Sichtweisen ist – und dazu klar Stellung beziehen.

 

Die Bewährten sind diejenigen, die bei dem bleiben, was die Bibel lehrt. Sie bleiben bei dem, was sie von anderen bewährten Männern und Frauen gelernt haben. Zu beachten ist dabei, dass nicht das, was wir für richtig halten, das Echte ist, sondern nur das, was aus Gottes Sicht tatsächlich richtig ist – und das zieht dann auch echten Lohn nach sich.
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1 1 Timotheus 1,2

2 Hebräer 12,8

3 Galater 4,1-7

4 Hebräer 11,6

5 Römer 5,5; Galater 5,6

6 Johannes 3,16

7 Kolosser 3,17

 

Monat 06-2014 wugffo.de