Eine Kurzbetrachtung zum “Schleier” der Frau

Autor: Markus Rex

Bibeltext: 1.Kor.11:2-16
Verse 5-6:
Jede Frau aber, die mit unbedecktem Haupt betet oder weissagt, schändet ihr Haupt; es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre! Denn wenn sich eine Frau nicht bedecken will, so soll ihr auch das Haar abgeschnitten werden! Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich das Haar abschneiden oder abscheren zu lassen, so soll sie sich bedecken.”

Zunächst einmal wollen wir eine gute Exegese betreiben. Dazu stellen wir die Frage: Was hat der Schreiber damals gemeint?

Wir stellen fest: In diesem Abschnitt geht es nicht um Mode, nicht um eine bestimmte Art von Bekleidung.

Der Schleier war in jüdischen Gemeinden das äußere Zeichen für die Frau, sich dem Mann unterzuordnen, bzw. die Schöpfungsordnung Gottes zu respektieren.

Bei den Griechen wurde er, je nach Mode, in bestimmten Gebieten getragen oder nicht.

Paulus hatte diese jüdische “Überlieferung” (siehe Vers:2) allen damaligen Gemeinden weitergegeben. Nun gab es aber, besonders in Korinth Bestrebungen (siehe Kap.7 Paulus muss an die ehelichen Pflichten erinnern), aus der Gebundenheit der Ehe und der Schöpfungsordnung auszubrechen, da ja in Christus Mann und Frau gleich sind (Gal.3:28).

In den christlichen Gemeinden hatte die Frau in der Regel schon eine größere Freiheit, als in der griechischen und römischen Kultur. In der Synagoge z.B. durfte sie nicht öffentlich beten, wohl aber in der Gemeinde – jedoch mit bedecktem Haupt, als Zeichen der Unterordnung unter ihrem Mann.

Frauen mit unverschleiertem Haupt haben gegen Anstand und Sitte verstoßen, denn sie haben sich öffentlich gegen die Unterordnung unter ihrem Mann, bzw. sich ihm gleich gestellt. Dadurch haben sie ihr “Haupt”, also ihren eigenen Mann (siehe Vers:3) verunehrt (siehe Vers:5).

Was bedeutet: “das Haupt kahlscheren” (siehe Verse:5-6). Die Auffassung, durch kahlscheren des Hauptes, sollte solche Frau einer Hure gleichgestellt werden, kann bei genauer Recherche nicht aufrechterhalten werden. Denn die Huren waren in der Antike nicht glatzköpfig, sondern sie machten sich im Gegenteil durch aufwendige Haarpracht besonders attraktiv.

Bei den Juden und Griechen trugen die Männer eher lange Haare und einen Vollbart. Durch die Römer kam es für die Männer dann in Mode, sich die Haare kurz zu schneiden.

Die Aufforderung an die unverschleierten Frauen, sich die Haare abzuschneiden, bedeutete damals, sich dem Mann gänzlich und öffentlich gleichzustellen.

Nun kommen wir zur Hermeneutik mit der Frage: Welche Bedeutung hat dieser Bibeltext für uns Heute?)

In den Versen 2 und 16 stehen die Worte “Überlieferung” und “Sitte”, bzw. “Gewohnheit” und im Vers 14 “die Natur lehrt”.

In unserem Kulturkreis haben wir andere Sitten und Gebräuche und von der “Natur” werden Heute andere Dinge abgeleitet.

Das Zeichen für die verheiratete Frau ist eher der Ring am Finger, als der Schleier auf dem Kopf. (Auch wenn der Ring nicht das exakte Gegenüber des Schleiers ist.) Eine Kopfbedeckung, egal ob beim Mann oder bei der Frau, hat in unserem Kulturkreis eher mit Mode zu tun. Jedenfalls zeigt sie in keiner Weise an, ob jemand verheiratet ist oder wie die Eheleute zueinander stehen.

Eines aber sehen wir deutlich. Es gibt auch heute starke Emanzipationsbestrebungen der Frauen. Unter Emanzipation meine ich nicht ein starkes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Frau, was zu begrüßen ist, sondern deren absolute Gleichstellung zum Mann.

Um diesen Abschnitt richtig zu beurteilen und zu verstehen, müssen wir andere Bibeltexte heranziehen, wie z.B. Eph.5:22-31. Hier sehen wir Gottes Ideal für das Verhalten der Ehepartner zueinander. Wenn der Mann ganz “Mann” ist und seine Verantwortung wahrnimmt und ebenso die Frau “fraulich” bleibt, entspricht das der Schöpfungsordnung Gottes über die wir das Zeugnis haben: “und siehe, es war sehr gut”.

Diese Schöpfungsordnung, einschließlich der Ehe zwischen Mann und Frau, gilt bis heute.

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