Der Friede Gottes

Autor: Markus Rex

 

Lukas 2,14 (rev. Luth.)
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

 

Darüber was Frieden ist, gibt es bis heute unterschiedliche Vorstellungen. Das hat leider immer wieder zu Missverständnissen über den o.g. Vers geführt. Die Friedensbotschaft der Engel in Lukas 2 bezog sich jedenfalls nicht auf ein politisches Programm, sondern auf den Retter, der geboren wurde. »Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr« (Luk 2,11).

 

Jesus kam als Friedefürst in die Welt und brachte Frieden auf die Erde.1 In Christus hat Gott die Welt mit sich selbst versöhnt.2 Die zerstörte Beziehung zwischen Gott und Mensch wurde wiederhergestellt.3 Durch Jesus haben wir jetzt Frieden mit Gott.

 

Römer 5,1
Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.

 

Es gibt aber noch eine weitere Seite des Friedens Gottes, und zwar den Frieden, der von Gott kommt. Die Botschaft des Evangelium beinhaltet beides: Den Frieden mit Gott und den Frieden von Gott. Bei Letzterem geht es nicht um unser (Friedens-) Verhältnis, das wir zu Gott haben, sondern mehr darum dass bzw. wie wir den Frieden erleben. So beginnt Paulus seine Briefe immer mit dem Segensgruß, wie zum Beispiel im Römerbrief:

 

Römer 1,7
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

 

Dieser Frieden Gottes ist ein innerer Frieden, d.h. eine innere Ruhe. Bei allen Belastungen und Herausforderungen des täglichen Lebens braucht die menschliche Seele diesen Frieden mehr als alles andere. Zu diesem Frieden lädt Jesus ein: »Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken … so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!« (Matth 11,28-29).

Diesen Frieden hat uns Jesus hinterlassen. Bei den letzten Gesprächen mit seinen Jüngern sagte er:

 

Johannes 14,27
Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht!

Johannes 16,33
Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!

 

Dem Druck des Alltags und der Bedrängnis in dieser Welt kann sich kaum jemand entziehen. Und nicht selten leiden auch Christen unter den negativen Auswirkungen. Sie sind genauso gestresst, deprimiert und beunruhigt wie alle anderen. Einige sind emotional regelrecht gefangen in traumatischen Erlebnissen.

 

Um es vorab zu sagen, ich denke, dass Seelsorge einen berechtigten Platz in der Gemeindearbeit hat. Manche Leute brauchen sogar professionelle psychologische Hilfe. Das will ich nicht in Abrede stellen. Aber die ursprüngliche Hilfestellung bei allem, was auf uns einstürmt, kommt von Gott. (Denn zur Zeit der ersten Gemeinden gab es noch gar keine Psychotherapie.) Gott weiß am besten, was eine angegriffene und verwundete Seele braucht, nämlich seinen Frieden. Demgegenüber ist jede Art von Psychologie nur eine maximal zweitbeste Lösung.

 

Die Frage ist nun, wie unsere Seele durch den Frieden Gottes gesunden kann bzw. vor Verletzungen bewahrt bleibt. Dazu müssen wir uns der Realität bzw. der tatsächlichen Existenz dieses Friedens bewusst sein. Unser Vater im Himmel ist der Gott des Friedens.4 In uns als seinen wiedergeborenen Kinder wächst als eine Frucht des Geistes unter anderem Frieden heran und wir leben im Reich Gottes, zu dessen Merkmalen auch Frieden gehört.5

 

In akuten Drucksituationen können wir den Frieden Gottes für unsere unruhige Seele empfangen, wie Heilung für unseren kranken Körper. Wir können auch für andere beten und sie mit dem Frieden Gottes segnen. Zum Beispiel kannst du das für deine Kinder tun, wenn sie schlafen gehen oder bevor sie in der Schule einen Test schreiben.

In Philipper 4,6-7 heißt es:

 

Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!

 

Zunächst einmal schüttest du Gott dein Herz aus und sagst ihm alles, was dich ängstigt, beunruhigt oder sonst irgendwie bedrückt. Du vertraust darauf, dass er sich jetzt deiner annimmt, und empfängst so seinen Frieden.6 (Das geht natürlich nur mit einer intensiven persönlichen Beziehung zu Gott.) Der Friede Gottes ist nichts Imaginäres, sondern eine reale Kraft, die deine Seele, einschließlich deiner Gedanken und Emotionen, vor Überlastung und Zusammenbruch bewahrt.

 

Manchmal gehen Gläubige in der Hoffnung zur Seelsorge, dass ihr seelischer Zustand von einem anderen verändert wird, ohne dass sie selbst etwas tun müssen. Aber in Philipper 4 heißt es weiter: »Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut; und der Gott des Friedens wird mit euch sein.« (V.9). In der Seelsorge, die weniger eine Behandlung, sondern mehr eine Beratung ist, wird anhand der Bibel gezeigt, was der Betreffende daraufhin tun soll.

 

Jesus sagte: »Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt.« Das, was Jesus geredet hat, bewirkt in uns Frieden, oder anders ausgedrückt, finden wir im Wort Gottes Frieden für unsere Seele. Manchmal regen wir uns vielleicht über etwas auf, was uns gar nicht betrifft oder wollen sogar bei fremden Angelegenheiten mitmischen. Ein anderes Mal drängen sich Erlebnisse aus längst vergangen Zeiten in unser Bewusstsein oder wir blicken ängstlich in die Zukunft. Wenn unser Denken von Seinem Wort erfüllt ist, werden wir nicht von Sorgen, Ängsten oder Unruhe beherrscht, sondern sind regiert vom Frieden Gottes.

 

Kolosser 3,15-16
Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib; und seid dankbar! (Deshalb)7 Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen …

 

Wie oben schon erwähnt, hängt der Frieden Gottes sehr eng mit dem Wort Gottes zusammen. Er ist aber auch ein Synonym für Gottes Gegenwart.8 Eine innige Gemeinschaft mit Gott erzeugt den nötigen Frieden, der dann in unseren Herzen regieren kann. Der Ausdruck »regieren« heißt im Griechischen eigentlich »Schiedsrichter sein«. Das bedeutet, dass wir uns in allen Angelegenheiten des Lebens vom Frieden Gottes leiten lassen sollten.9

 

Den Frieden Gottes dürfen wir aber nicht mit bloßem Wohlbehagen verwechseln. Es geht nicht darum, nur noch dass zu tun, was uns angenehm genug erscheint und die unangenehmen Dinge zu meiden. Manche Dinge fühlen sich gut an, sind aber trotzdem falsch, und andere Dinge sind richtig, obwohl man sich dabei vielleicht unbehaglich fühlt. Wer sich beispielsweise schwer damit tut, frühmorgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, fühlt sich dabei nicht unbedingt wohl. Im Bett ist es viel gemütlicher. Bei aller Gemütlichkeit würden wir aber innerlich unruhig werden. Der Friede Gottes bewegt uns dazu, aufzustehen und unserer Arbeit nachzugehen, obwohl das vielleicht unangenehm ist.

 

Wir lassen uns also nicht von der aktuellen Gefühlslage leiten. Es geht vielmehr darum, dass wir darauf achten, mit Gott in Verbindung zu bleiben. Was immer unsere Gemeinschaft mit ihm trübt, sollten wir meiden und was uns in seiner Gegenwart hält, sollten wir tun. Dadurch bleibt der Friede Gottes in unserem Herzen und sorgt für eine ausgeglichene Seele selbst in stürmischen Zeiten. Bei allem, was auf uns einstürmt, kann unser Herz ruhig bleiben, wenn es vom Frieden Gottes regiert wird.

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1 Jesaja 9,5

2 2 Korinther 5,19

3 Epheser 2,14.17-18; Kolosser 1,20-21

4 Römer 15,33; Hebräer 13,20

5 Römer 14,17; Galater 5,22

6 vergl. Jesaja 26,3

7 Inhalt der Klammer wurde vom Autor eingefügt

8 vergl. 4 Mose 6,24-26; Johannes 20,19

9 vergl. Jesaja 55,12

 

Monat 12-2013 wugffo.de