… nicht vom Brot allein …

Autor: Markus Rex

 

Matthäus 4,4

Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!

1 Timotheus 4,6

Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, der sich nährt mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du nachgefolgt bist.

 

Der (gläubige) Mensch lebt vom Wort Gottes. So wie unser Körper vom Brot ernährt wird – wobei das Wort Brot hier für sämtliche Nahrungsmittel steht -, braucht der innere Mensch Gottes Wort.

Der physische Zustand hängt maßgeblich davon ab, ob regelmäßig gegessen wird und was auf dem Speiseplan steht. Die Nahrung wird dann durch einen Stoffwechselprozess von unserem Körper aufgenommen. Somit können wir sagen, dass unser Körper nur aus dem besteht, was wir an Lebensmitteln zu uns nehmen. Essen wir ungesund, wird der Körper ungesund. Essen wir zu fett, wird der Körper zu fett. Ernähren wir uns hingegen auf gesunde Weise, geht es uns körperlich gut.

Einmal ging eine recht korpulente Frau wegen einiger Beschwerden zum Arzt. Nach einer gewissenhaften Untersuchung teilte er ihr dann mit, dass sie unterernährt sei. Auf ihre empörte Reaktion hin erklärte ihr der Arzt, dass er damit nicht den Mangel an Fett und Kohlenhydraten meinte, sondern dass sie zu wenig Vitamine, Mineralstoffe u.ä. hätte. Die gute Frau hatte sich zwar kalorienreich, aber aus Unwissenheit nicht ausgewogen ernährt und war dadurch krank geworden.

Unseren Speiseplan müssen wir mit Vernunft zusammenstellen und nicht nach bloßem Appetit. Denn das, was am besten schmeckt, ist meistens nicht das gesündeste, sondern eher das, was wir nicht so gern essen.

Das, was das Brot für den Körper ist, ist das Wort für den inneren Menschen. Unsere geistliche Nahrungsgrundlage ist die Bibel. Je nachdem wie wir uns davon ernähren, sieht unsere geistliche Kondition aus (s. 1 Petr 2,2). Selbstverständlich sollte jeder Christ regelmäßig seine Bibel (durch-) lesen, zumindest das NT. Doch die geistliche Speise wird größtenteils durch die Verkündigung gereicht und nicht allein durch das individuelle Bibellesen. Die Verkündigung beinhaltet nämlich (fast) immer eine Auslegung der Schrift, die letztendlich unseren Glauben formt.

„Mit reicht die Bibel aus. Ich brauche keine Auslegung von anderen“, sagen manche Christen. Doch sie verkennen, dass auch sie die Bibel nach ihrer persönlichen Prägung lesen, die inzwischen von dem geformt wurde, was sie in den vergangen Jahren gehört haben.

 

Der Glaube kommt aus dem Hören, d.h. das, was wir jetzt glauben, hat sich aufgrund der Verkündigungen, die wir in den letzten Jahren (manchmal seit frühester Kindheit) gehört haben, entwickelt (s. Röm 10,17). Und da sind im christlichen Glauben die unterschiedlichsten Varianten anzutreffen. Manch einer liest schon seit Jahren seine Bibel, aber ihm ist noch nie etwas über Heilung oder die Taufe im Heiligen Geist aufgefallen. Die eine Kirche vertritt die Säuglingstaufe und eine andere die Glaubenstaufe. Manche Christen meinen, bevor Gott die Menschen einer Stadt erretten kann, müssen alle geistlichen Leiter zusammenkommen und beten, während andere losgehen und evangelisieren. Für alle Ansichten und Meinungen werden Bibelstellen herangezogen. Manchmal werden für gegensätzliche und einander ausschließende Lehren dieselben Verse zitiert.

Das, worauf wir hören und was wir in uns aufnehmen hat nicht nur einen enormen Einfluss auf unseren Glauben, sondern auf unseren gesamten geistlichen Zustand. Da der Gläubige gute Lehre braucht, braucht er zuerst gute Lehrer. Doch wie sollen wir uns inmitten der Flut von Konferenzsprechern, Fernsehgottesdiensten, Internetpredigten, der vielfältigen Bücher und anderer Medien zurechtfinden? Die geistliche Speise sollten wir uns sorgfältig auswählen, denn nicht alles, wo „biblisch“ drauf steht, beinhaltet auch wirklich gesunde biblische Kost. Der geistliche Mensch kann schwach und krank werden, wenn er nicht angemessen oder sogar falsch ernährt wird. Bevor ich auf die „Zubereitung“ der geistlichen Speise eingehe, lasst uns anschauen, welche Warnungen uns die Bibel bezüglich falscher Verkündiger gibt.

Jesus warnte seine Jünger vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

Matthäus 16,5-12
5 Als seine Jünger ans jenseitige Ufer kamen, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!
12 Da sahen sie ein, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

 

Was war denn so schlimm an der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer, dass sie sich davor in acht nehmen sollten? Die Partei der Sadduzäer bestand größtenteils aus der Oberschicht des Volkes. Ihr gehörten hauptsächlich die Priester an, die die politischen Führungskräfte zur Zeit Jesu waren. Sie waren von der hellenistischen Denk-und Lebensweise beeinflusst und sozusagen weltoffen eingestellt. Sie wollten das aus ihrer Sicht Beste für ihre Nation. Jedoch vertraten sie kaum moralische oder religiöse Prinzipien. Einmal kamen sie mit einer Fangfrage zu Jesus, bei der es um die Auferstehung der Toten ging. Jesus stellt ihnen kein gutes Zeugnis aus.

Matthäus 22,29
Aber Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt.
Siehe auch Apostelgeschichte 23,8
Die Sadduzäer sagen nämlich, es gebe keine Auferstehung, auch weder Engel noch Geist; die Pharisäer aber bekennen sich zu beidem.

 

Die Sadduzäer waren weder mit dem Wort Gottes vertraut, noch kannten sie den Heiligen Geist bzw. die Kraft Gottes. Als Rationalisten lehnten sie außerdem alles Übernatürliche ab. Ihre Lehre lautete: Gott hilft in diesem Leben nicht weiter und nach dem Tod gibt es keine wirkliche Hoffnung. Warum sollten wir auf Leute hören, die eine solche Theologie vertreten?

Nun zu den Pharisäern. Sie waren die geistlichen Führer des Volkes. Zusammen mit den Schriftgelehrten sahen sie sich als die Hüter des wahren Glaubens. Sie glaubten an Gott, an das Gesetz und auch an Wunder. Sie eiferten so sehr für das Gesetz, dass sie über das Ziel hinaus schossen und das Leben bis ins Kleinste regulieren wollten. Ohne dass sie es merkten, wurde die Erfüllung des Gesetzes (das zur Zeit Jesu noch in Kraft war) zu ihrem Gott. Sie stellten tausende Zusatzregeln und Gebote auf, ohne sie selbst einhalten zu wollen. Das ganze Kapitel Matthäus 23 handelt davon. Immer wieder sagte ihnen Jesus: „Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer. ihr Heuchler …„. Es gibt zwei Arten von Lehre, und zwar Wort und Wandel. Oftmals redet unser Verhalten lauter und deutlicher, als tausend Worte. Das, was sie aus dem ursprünglichen Wort Gottes lehrten, befand Jesus als gut und richtig und forderte das Volk auf, danach zu handeln. Doch die Lehre der Pharisäer, vor der Jesus warnte, bestand aus Gesetzlichkeit mit zusätzlichen und unnötigen Bestimmungen, die sie selbst nicht einhalten wollten, d.h. sie lebten nicht das, was sie predigten.

Die Pharisäer hatten im Laufe der Zeit den ursprünglichen Willen Gottes verlassen und ihre eigene Frömmigkeit errichtet. Das konfrontierte Jesus in Markus 7,7-13:

Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind. Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein … Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten … und so hebt ihr mit eurer Überlieferung, die ihr weitergegeben habt, das Wort Gottes auf; und viele ähnliche Dinge tut ihr.

 

Es ist schlimm, wenn das echte Wort Gottes aufgrund von eigenen Vorstellungen vom Reich Gottes, von Gemeinde u.v.m. aus dem Leben der Gläubigen verdrängt wird. Wir sollten nicht auf Leute hören, die die Meinungen anderer Menschen, auch wenn sie noch so prominent sind, höher achten als Gottes Wort.

Der Glaube kommt aus dem Hören (Röm 10,17). Wenn wir etwas Falsches hören und annehmen, wird unser Glaube falsch sein und dadurch sind wir in unserer Nachfolge fehlgeleitet. Der Teufel ist sehr aktiv, wenn es darum geht, die Gläubigen theologisch zu verwirren. Seit der Zeit der ersten christlichen Gemeinden sind selbsternannte Propheten und Lehrer unterwegs, die alles mögliche, nur nicht die Worte des Glaubens und der gesunden Lehre verkündigen. (Viele Sekten sind dadurch entstanden, dass bestimmte Schriftstellen falsch und einseitig betont wurden.) Wenn wir auf solche Leute hören, wirkt sich das verheerend auf unsere geistliche Kondition aus, wie folgende Beispiele zeigen:

… euch durch Reden verwirrt und eure Seelen unsicher gemacht haben … (Apg 15,24)

… die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft. (Apg 20,30)

… eure Gesinnung verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber Christus. (2 Kor 11,3)

… die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen. (Gal 1,7)

… damit euch nicht irgend jemand durch Überredungskünste zu Trugschlüssen verleitet. (Kol 2,4)

… und so den Glauben etlicher Leute umstürzen. (2 Tim 2,18)

… aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten ausbeuten … (2 Petr 2,3)

… welche die Gnade unseres Gottes in Zügellosigkeit verkehren … (Judas 4)

 

Gemäß Epheser 3,14-19 möchte Gott, dass wir geistlich stark werden, damit wir in der Fülle des Segens Gottes leben und wirken können. Dazu brauchen wir gesunde geistliche Nahrung, d.h. Worte des Glaubens und der guten Lehren (s. 1 Tim 4,6).

Als Jesus vom Teufel versucht wurde, widerstand er ihm wirksam, indem er das Wort Gottes auf die entsprechende Situation anwandte. Nachdem Jesus damit bei den ersten zwei Versuchungen erfolgreich war, änderte der Teufel seine bisherige Taktik. Er berief sich nun selbst auf die Schrift und wollte Jesus dazu verleiten, sie in falscher Weise anzuwenden, um ihn so zu Fall zu bringen.

Lukas 4,9-11
Und er (der Teufel) führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, daß sie dich behüten, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“

 

Am Beginn der Versuchungen zitierte Jesus Mose mit den Worten: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht“ (5 Mos 8,3). Damit gab er zu erkennen, dass er selbst auch vom bzw. nach dem Wort lebte. Ja mehr noch, in Ihm ist das Wort leibhaftig geworden und Er ist das lebendige Brot vom Himmel (Joh 1,14; 6,33-35). Das bedeutet, so wie er das Gesetz (z.B. den Sabbat) auslegte und vorlebte, entsprach es genau dem ursprünglichen Willen Gottes. Als er nun auf der höchsten Stelle des Tempels stand, war es für ihn eine echte Versuchung, sich vor aller Augen von dort hinabzustürzen, heil unten anzukommen und so zu zeigen, dass er der Sohn Gottes ist. Er wusste, dass der Psalm 91, den der Teufel hier anführte, wahr und wirksam ist, und Gott tatsächlich alle bewahrt, die ihm fest vertrauen. Doch er wusste auch, dass Psalm 91 für diese konkrete Situation nicht zutraf, sondern vielmehr 5 Mose 6,16: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ Und so konnte er der Versuchung durch den Teufel erfolgreich widerstehen.

Wie steht es nun mit uns? Als bibeltreue Christen leben wir ja auch nach dem Wort Gottes, d.h. wir wenden es im Alltag an. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass wir nicht immer glasklar wissen, welche Aussage wie gemeint ist und auf welche Situation wir sie anwenden können. Viele Christen sind in ihrem Glaubensleben sehr hingegeben. Aber im Eifer des Gefechts werden einzelne Verse manchmal aus dem Zusammenhang gerissen oder mit anderen Bibelstellen willkürlich vermischt und so wird der Sinn nicht selten völlig entstellt. Wir müssen dabei immer bedenken, dass nur aus der Wahrheit des Wortes Gottes die Kraft kommt, die unser Leben verändert und uns die Schwierigkeiten im Alltag überwinden lässt und nicht aus unserer selbst zusammengebastelten Theologie. Um die Worte des Glaubens bzw. die gesunde Lehre in der Bibel zu entdecken, braucht es neben dem Heiligen Geist auch eine umfassende Bibelkenntnis, eine gehörige Portion gesunden Menschenverstand und einige Grundkenntnisse der Schriftauslegung. Wo das nicht vorhanden ist, laufen die Gläubigen leicht jeder neu aufkeimenden Lehrmeinung und neuen „Offenbarung“ hinterher, die zwar als „biblisch“ deklariert wird, aber nicht wirklich gesunde biblische Kost enthält.

Jeder reife Christ sollte in der Lage sein, anderen seinen eigenen Glauben zu erklären, besonders, wenn man auf gegenteilige Ansichten stößt (s. 1 Petr 3,15). Hierbei zeigt sich dann, ob man nur Mitläufer ist oder anhand der Bibel eine bestimmte Lehre persönlich nachvollziehen kann. Unter uns Charismatikern fehlt es manchmal an solider Theologie, die selbstredend nur aus einer fundierten Auslegung der Heiligen Schrift kommen kann.

Vor einiger Zeit hatte ich mit Leuten über bestimmte geistliche Trends gesprochen wie Versöhnungsmärsche, Transformation von Städten, spiritual maping u.a.. Auf meine Frage, wo das in der Bibel steht, bekam ich die Antwort: „Ich glaube einfach, dass das so richtig ist, denn der und der geistliche Leiter ist auch dieser Ansicht.“ Doch geistliche Leiter können sich irren. (Natürlich können diese und andere Bewegungen gute Ansätze und geistliche Wahrheiten enthalten) Für einen mündigen Christen reicht jedoch die Vision, die ein Prophet hatte oder die neue Offenbarung eines Gebetsleiters nicht aus. Das, was er glaubt und praktiziert, muss im Wort Gottes zu finden sein. Deshalb heißt es: „Prüft alles und das Gute behaltet“ (1 Thess 5,21). Genau das taten die Juden in Beröa, als Paulus ihnen das Evangelium aus dem Gesetz und den Propheten verkündigte, weshalb dann auch viele von ihnen gläubig wurden (Apg 17,11-12).

Das, wovon wir überzeugt sind, müssen wir anhand der Bibel erklären können. Der christliche Glaube ist so vernünftig, dass jeder denkende und willige Mensch ihn nachvollziehen kann, wenn wir ihn sachlich darlegen. Jesus sagte, dass echter Glaube nur entstehen kann, wenn wir das Wort Gottes umfassend verstehen (s. Matth 13,23). Die monatlichen e-teachings, die ich seit fast drei Jahren verschicke, sollen u.a. zeigen, wie wir die verschiedenen Aspekte unseres Glaubens erklären können. Sie sollen dabei helfen, ausgewogene und vernünftige Überzeugungen zu entwickeln und, wenn nötig, unbiblische Ansichten bei uns selbst zu korrigieren.

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf den Dienst der Prediger eingehen. Um sein Volk vor einseitiger, ungesunder Kost zu bewahren, hat Gott bestimmte Dienstgaben in der Gemeinde eingesetzt, die alle mehr oder weniger im Verkündigungsdienst stehen (Eph 4,11-16). Die Prediger haben eine große Verantwortung und müssen für das, was sie an Lehre verbreiten, einmal vor Gott Rechenschaft ablegen (s. Jak 3,1). Deshalb sollten sie vor allem anderen das Wort Gottes sehr genau studieren, bevor sie die geistliche Speise austeilen.

Der einzelne Christ hat seinerseits die Verantwortung, das Gehörte zu prüfen, wozu das regelmäßige persönliche Bibellesen notwendig ist.

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