Das Brot gehört den Kindern, oder: Heilung gehört uns

Autor: Markus Rex

 

Das Volk Israel wohnte 400 Jahre lang in Ägypten innerhalb einer weit entwickelten Zivilisation. Obwohl sie in den letzten 130 Jahren davon in Knechtschaft lebten, hatten sie sehr wahrscheinlich einen gewissen Anteil an den Wohltaten dieser Hochkultur. Das können wir daraus schließen, dass sie während ihrer Wüstenwanderung immer wieder Ambitionen hatten, dorthin zurückzukehren. Neben dem mathematischen Wissen und technischen Fähigkeiten waren auch die medizinische Entwicklung und die ärztlichen Künste in Ägypten weit fortgeschritten.

 

Aber dann fanden sich die Israeliten in der lebensfeindlichen Umgebung der Wüste wieder. Sie waren jetzt zwar in der lang ersehnten Freiheit, aber abgeschnitten von aller medizinischen (und auch sonstigen) Versorgung.

Genau hier schreitet Gott ein und schließt mit ihnen einen Bund der Heilung.

 

…denn ich bin der HERR, dein Arzt! (2 Mose 15,26)
…und ich will die Krankheit aus deiner Mitte hinwegnehmen. (2 Mose 23,25)
…und der HERR wird jede Krankheit von dir abwenden … (5 Mose 7,15)

 

Gott sagte ihnen zu, dass er von jetzt an für sie da sein würde, um sie zu heilen, wenn sie krank werden sollten. Das war Bestandteil des Bundes. Gott legte ihnen Gesetz und Recht vor (2 Mo 15,25). Das Gesetz beinhaltete ihre Verpflichtungen und das Recht ihre Privilegien. Würden sie tun, was der Herr ihnen im Gesetz aufgetragen hatte, hätten sie ein Anrecht auf Heilung. Sie konnten ihre Heilung im Krankheitsfall regelrecht beanspruchen. Sie erlebten göttliche Heilung und besangen diesen Segen des Bundes in ihren Liedern:

 

Der HERR wird ihn erquicken auf seinem Krankenlager; du machst, dass es ihm besser geht, wenn er krank ist. (Psalm 41,4)
Du brauchst dich nicht zu fürchten … vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag verderbt. (Psalm 91,6)
Der dir alle deine Sünden vergibt, und heilt alle deine Gebrechen … (Psalm 103,3)

 

Leider blieb es nicht so. Das Volk Israel fiel von Gott ab, wandte sich ihm kurzzeitig wieder zu, um kurz darauf wiederum abzufallen. Große Teile des Volkes verloren den Sinn und Inhalt ihres Bundes mit Gott aus den Augen. Gott existierte für sie zwar im Prinzip noch, aber es kam ihnen gar nicht in den Sinn, ihn aufzusuchen, wenn sie krank waren. Der König Ahasja ist ein typisches Beispiel dafür.

 

2 Könige 1,2-3
Und Ahasja fiel in seinem Obergemach in Samaria durch das Gitter und wurde krank. Und er sandte Boten und sprach zu ihnen: Geht hin und befragt Baal-Sebub, den Gott von Ekron, ob ich von dieser Krankheit genesen werde! 3 Aber der Engel des HERRN sprach zu Elia, dem Tisbiter: Mache dich auf und geh den Boten des Königs von Samaria entgegen und sprich zu ihnen: Gibt es denn keinen Gott in Israel, dass ihr hingeht, um Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu befragen?

 

Ahasja hätte den Gott Israels kennen müssen. Ganz sicher hatte er von den Wundertaten des Propheten Elia zur Zeit seines Vaters Ahab gehört. Trotzdem wandte er sich bewusst an fremde Götter.

 

In unserem vormals christlich geprägten Abendland wenden sich immer mehr Menschen an Geistheiler und wenden fragwürdige Heilmethoden an. Sie sind bereit, beinahe alles zu glauben und auszuprobieren, nur Gott darf es nicht sein. Als Christen stehen wir in der Verantwortung, den wirklichen Gott wieder bekanntzumachen – einen Gott, der heute noch heilt.

 

Schauen wir uns ein weiteres Beispiel an:

 

2 Chronik 16,12
Und Asa wurde krank an seinen Füßen im neununddreißigsten Jahr seines Königreichs, und seine Krankheit war sehr schwer; doch suchte er auch in seiner Krankheit nicht den HERRN, sondern die Ärzte.

 

Asa kannte die Bundestreue Gottes. In Notlagen suchte er stets den Herrn auf und hatte dadurch schon große Siege errungen. Als Urenkel Salomos kannte er sicherlich auch dessen Schriften, wie z.B.: »Mein Sohn, achte auf meine Worte … denn sie sind heilsam deinem ganzen Leib« (Spr 4,20-22). Aber jetzt, in den letzten Jahren seines Königtums schien seine Beziehung zu Gott nicht mehr so innig gewesen zu sein. In seiner Krankheit suchte er die Ärzte auf anstatt Gott. (Hiskia machte es richtig. Er betete zu Gott und wurde geheilt.)

 

Ist Gott etwa gegen Ärzte? Ganz sicher nicht. Aber es kommt darauf an, auf wen du dein Vertrauen setzt. Was ist zum Beispiel dein erster Gedanke, wenn du krank wirst? Wie bekomme ich am schnellsten einen Termin beim Arzt? Oder fallen dir sofort die Verheißungen Gottes ein? Wenn wir glauben, dass Gott die Quelle des Lebens, unser Versorger und unser Arzt ist, werden wir uns ihm anvertrauen und uns mit allem zuerst an ihn wenden.

 

Zur Zeit Elisas mussten so viele Menschen durch die Kraft Gottes geheilt worden sein, dass es sich herumgesprochen hatte. Der Aramäer Naeman hörte von einem gefangenen israelischen Mädchen, dass der Prophet ihn von seinem Aussatz heilen könnte. Also machte er sich mit Empfehlungsschreiben seines Königs auf den Weg zum König Israels. Doch der wies ihn entrüstet ab. Daraufhin sandte Elisa dem König eine Botschaft:

 

2 Könige 5,8
Und es geschah, als Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen habe, da sandte er zum König und ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Er soll zu mir kommen, dann wird er erkennen, dass es einen Propheten in Israel gibt!

 

Elisa war ein Prophet des Gottes, der immer noch heilte. Nur der König hatte das nicht erkannt und fühlte sich durch das Ansinnen des Ausländers, bei ihm Heilung zu erlangen, provoziert. Obwohl es Heilungen gegeben hatte, war Gott als ihr Arzt weitestgehend aus dem Bewusstsein des Volkes Israel gerückt.

 

Während seiner Predigt in Nazareth verwies Jesus auf diese Heilung des Naeman.

 

Lukas 4,27
Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa; aber keiner von ihnen wurde gereinigt, sondern nur Naeman, der Syrer.

 

Wenn wir diesen Vers im Kontext seines Auftretens in Nazareth betrachten, sagte Jesus, dass Naeman als Ausländer eigentlich keinen Anspruch auf den Segen des Bundes hatte, aber trotzdem geheilt wurde. Die Israeliten hingegen hatten das, was ihnen durch den Bund mit Gott zustand, nicht beansprucht und blieben deshalb krank. Das heißt, sie hätten geheilt werden können, aber sie lebten so, wie viele Gläubige heutzutage, die sich sagen: Gott heilt heute nicht mehr.

 

Jesus kam zum Volk des Bundes und zeigte ihnen durch viele Heilungen Gottes ursprüngliche Absicht. Er demonstrierte ihnen den Wert des Bundes und machte deutlich, dass dem Volk Gottes Heilung gehört. Ja, er hat auch Fremden geholfen, aber Heilung gehört zuerst den Kindern.

 

Matthäus 15,22-28

Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus jener Gegend, rief ihn an und sprach: Erbarme dich über mich, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen! 23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Da traten seine Jünger herzu, baten ihn und sprachen: Fertige sie ab, denn sie schreit uns nach! 24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 25 Da kam sie, fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Er aber antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden vorwirft. 27 Sie aber sprach: Ja, Herr; und doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen! 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.

 

 

Jesus vergleicht hier Heilung bzw. Gesundheit mit Brot und sagt: Das Brot gehört den Kindern. Durch die Erlösung sind auch wir zu Gottes Kindern geworden und wir leben in einem weitaus besseren Bund als das Volk Israel damals. Das bedeutet, dass Heilung auch uns gehört.

 

Monat 03-2014 wugffo.de