Das »Glaubens«-Auto

Eine Allegorie

Autor: Markus Rex

 

Aufgrund der Erlösung stehen uns wunderbare Segnungen wie Vergebung der Sünden, Trost für eine erschöpfte Seele und körperliche Gesundheit zur Verfügung. Diese Segnungen müssen wir allerdings im Glauben ergreifen. Da gibt es zum Beispiel zwei Gläubige, die in ihrer Bibel lesen: Durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Der eine wird daraufhin tatsächlich geheilt, der andere aber nicht. Einerseits zeigt es, dass das Wort Gottes Kraft hat, die durch Glauben freigesetzt werden kann. Andererseits wird aber auch deutlich, dass bestimmte Segnungen nicht einfach automatisch auf uns kommen, nur weil wir prinzipiell daran glauben und sie für möglich halten. Die sogenannte Glaubenslehre wurde manchmal missverstanden und sogar missbräuchlich verwendet, weil sie von einigen nur einseitig betrachtet (und gelehrt) wurde. So dürfen wir zum Beispiel die Bücher über Glauben von K.E.Hagin auch nicht isoliert vom damaligen kirchlichen Hintergrund betrachten. Vor 60 Jahren gab es in seinem Umfeld die sogenannte Heiligungsbewegung. Die Christen lebten in Gottesfurcht und mieden die Sünde in jeder Form. Hingabe an Gott und an die Gemeinde war überhaupt kein Problem. Die meisten dramatischen Heilungen geschahen, nachdem die Gemeindeglieder wochenlang Abend für Abend in den Versammlungen waren und über den Glauben an Gott und sein Wort gelehrt wurden. In den Büchern der »alten« Glaubensprediger werden ein heiliger Lebenswandel, verbindliche Gemeindezugehörigkeit und vieles andere weitestgehend vorausgesetzt, um den vollen Segen der Erlösung ergreifen zu können.

Die Glaubenslehre nicht ein einzelnes Lehrthema. Es geht vielmehr um einen Lebensstil, in dem die verschiedenen Aspekte des Glaubens zusammenwirken und uns so schließlich zum Segen werden.

Wäre Jesus heutzutage unter uns auf der Erde, würde er wahrscheinlich auch Gleichnisse erzählen und sicherlich auch aus der Welt der Technik. Es ging ihm immer darum, dass seine Nachfolger ihn verstehen. Deshalb verpackte er seine Botschaft in einer Ausdrucksweise, die der damaligen Lebensweise entsprach. Auch Paulus benutzte Beispiele aus der Armee, dem Sport oder der Landwirtschaft, um bestimmte Punkte des Evangeliums zu illustrieren.

Heute, nach einigen Jahrzehnten technischer Entwicklung, leben wir in einer Zeit der Elektrizität, der Flugzeuge und der Computer. Deshalb möchte ich die kostbare Glaubensbotschaft einmal am Beispiel eines Automobils erläutern.

 

Ein Auto besteht aus vielen einzelnen Teilen, die zusammen funktionieren. Der Zweck ist das Fahren. Bleibt es stehen, würde wohl kaum jemand sagen: »Bei mir funktioniert das mit dem Fahren nicht. Vielleicht ist mein Auto nicht zum Fahren gedacht.« Bei einer Panne ist jedem klar, dass irgendetwas kaputt gegangen ist. Was ist denn das wichtigste Teil beim Auto, der Motor, der Vergaser oder das Lenkrad? Es ist immer das, was gerade nicht vorhanden ist oder im Moment nicht ordentlich funktioniert. Deshalb sollte jeder Christ von Zeit zu Zeit bei sich einen Glaubens-TÜV durchführen, damit, wenn wir unser »Auto« brauchen, es auch fahrtüchtig ist.

 

Der Motor ist vergleichbar mit Gottes Kraft in uns. Viele Schriftstellen sprechen davon, dass Gott in uns wirkt.1

 

Epheser 3,20

Dem aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag, als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt …

 

Gott tut das Wesentliche, er bewirkt die Wunder, und Seine Kraft wirkt in uns. Unser Glaube ist die Motorleistung, wovon jeder Gläubige ein bestimmtes Maß hat.

 

Römer 12,3 (NTR)

… wie Gott jedem ein Maß des Glaubens zugeteilt hat.

 

Der Tank bzw. der Kraftstoff ist das Wort Gottes. Der stärkste Motor nützt nichts, wenn der Tank leer ist. Unser Glaubensdepot sollte immer gefüllt sein mit guter Lehre aus der Bibel.

 

Römer 10,17

Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.

 

Unser Glaube wird mit dem Wort Gottes »gefüttert«. Sein Wort ernährt unser geistliches Leben.2 Es reicht nicht aus, vor langer Zeit mal etwas über Heilung gehört zu haben und sich noch an drei Verse darüber zu erinnern. Der Glaube muss täglich mit wirklichem Kraftstoff gefüttert werden und nicht mit billig gepanschtem Zeug.

 

Der Vergaser sorgt für das richtige Gemisch von Brennstoff und Luft. Oftmals reicht das bloße Bibellesen nicht aus. Wir brauchen den HG, der uns das Wort lebendig macht. Das braucht neben viel Zeit zum Nachsinnen und wiederholtem Lesen bzw. Hören auch begleitendes Gebet. Wir brauchen Offenbarungen aus dem Wort, die uns persönlich ansprechen3. Wir sollten die Bibel in einer Weise lesen und Predigten mit einer solchen Haltung hören, dass Gott die Chance hat, zu uns zu reden.

 

Johannes 8,31-32

Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!

 

Es reicht nicht aus, nur über Gott gehört zu haben, wir müssen ihn persönlich kennen. Es reicht nicht aus, nur von der Glaubenslehre gehört zu haben, wir müssen selbst von den Zusagen Gottes überzeugt sein.

 

Die Elektrik sorgt für den zündenden Funken, so dass die potentiell vorhandene Kraft auch freigesetzt wird. Die Zündkerze steht für unsere Leidenschaft für, Liebe zu und Gemeinschaft mit Gott.4

 

1 Johannes 1,3

Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.

 

Lebendiger Glaube ist etwas anderes als Gesetzlichkeit oder bloße Pflichterfüllung. Damit der Glaube auch zündet, wenn es draußen frostig geworden ist, sollte die Batterie immer aufgeladen sein. Durch geistliche Trägheit entleert sich die Batterie früher oder später. Manche Christen sind zu häufig vom Reservekanister oder dem Starterkabel anderer abhängig.

 

Manchmal haben kleine Ursachen große Auswirkungen. Ein kleines Staubkörnchen an der Zündkerze kann den Funken verhindern.

 

1 Johannes 3,21-22

Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, dann haben wir Freimütigkeit zu Gott; und was immer wir bitten, das empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.

 

»Kleine« Sünden, die oft als Kavaliersdelikt betrachtet werden, können das Glaubensleben zum Erliegen bringen.5 Wir sollten die Bibel auch da ernst nehmen, wo von Heiligung, Hingabe und Dienen die Rede ist.

 

Die Kupplung ist das Bindeglied zwischen dem Motor und über das Getriebe zu den Rädern. Der Glaube wird durch unseren Wandel in Liebe wirksam gemacht.

Galater 5,6

denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.

 

Was nützt ein vor Kraft bullernder Motor unter der Haube, wenn sich das Auto keinen Meter vorwärts bewegt. Manchmal wird die Kraftübertragung unterbrochen, weil die Beziehung zu den Geschwistern nicht stimmt. Wie groß unsere Liebe zu Gott und unsere Begeisterung über ihn wirklich ist, zeigt sich auch an unserem Umgang mit den Brüdern und Schwestern innerhalb der Gemeinde.

 

Johannes 4,20-21

Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott,« und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.

 

Unsere Liebe zu Gott muss in Liebe zu den Glaubensgeschwistern und zu allen anderen münden, wenn sie echt ist. Unter dem Neuen Bund gibt es keine Einzelheiligen mehr (wie z.B. die Patriarchen im AT). Unser Glaubensleben geschieht nicht losgelöst vom Leib Christi. Gegenseitiger Ärger, Missgunst und Gleichgültigkeit den Nöten der Gemeindeglieder gegenüber streut Sand ins Getriebe und der Motor läuft nur im Leerlauf.

 

Die Räder bringen das Auto schließlich in Bewegung. Glaube wartet nicht einfach nur ab, sondern ist immer aktiv. Die tiefsten Glaubensüberzeugungen von Menschen sind an ihren Handlungen sichtbar. Andere müssen sehen können, was du glaubst.

Jakobus 1,22

Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen.

 

Wer glaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist, wird es nach besten Kräften im alltäglichen Leben umsetzen6. Jakobus spricht davon, dass wir Täter des Wortes sein sollen. Paulus nennt es den Gehorsam, der aus Glauben kommt.7
Das Lenkrad dient zur Steuerung. Unser Leben wird maßgeblich durch unsere Worte bzw. durch unser Bekenntnis gesteuert.

Jakobus 3,4-5

Siehe, auch die Schiffe, so groß sie sind und so rauh die Winde auch sein mögen, die sie treiben–sie werden von einem ganz kleinen Steuerruder gelenkt, wohin die Absicht des Steuermannes will. So ist auch die Zunge …

 

Wovon man im Herzen überzeugt ist, davon sind die Gedanken erfüllt und darüber redet man. Besonders, wenn es so scheint, als würden wir umsonst glauben, sollten wir desto fester am Bekenntnis festhalten. Wir sollten uns immer auf Gottes Seite stellen und das bekennen, was das Wort sagt.8
Die Bremse ist manchen Autofahrern lästig. Sie wollen lieber noch mehr Gas geben als abzubremsen. Die Bremse ist vergleichbar mit dem gesunden Menschenverstand bzw. weisem Verhalten.

Kolosser 3,16

Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander …

 

Jemand hat mal gesagt: Wen der Teufel nicht bremsen kann, den schiebt er. So mancher feine Christ hat sich im vermeintlichen Glauben zu weit aus dem Fenster gelehnt und ist dabei mächtig auf die Nase gefallen. Wir dürfen den Glauben nicht überziehen, sondern müssen uns selbst gegenüber immer ehrlich bleiben, was wir in einer konkreten Situation wirklich glauben können. Es ist besser, lieber langsamer zu fahren und anzukommen, als wegen überhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve getragen zu werden und zu verunglücken.

 

Es gäbe sicherlich noch einiges mehr zur Funktionsweise des Autos zu sagen, aber ich bin kein Automechaniker. Vielleicht hilft dieser Vergleich, die Glaubensbotschaft besser zu verinnerlichen und für sich anzuwenden. Es gibt viele Aspekte, die zusammen ein System bilden, das am Ende unseren Wandel im Glauben ausmacht.

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1 Vergl. 1 Kor 2,4-5; 2 Kor 4,7; Gal 2,8.20; 3,5; Eph 1,19; Phil 2,13; Kol 2,9-10; 2 Petr 1,3

2 vergl. 1 Petrus 2,2

3 vergl. Epheser 1,19-20

4 vergl. 1 Korinther 1,9; 2 Korinther 13,13; Philipper 4,4

5 vergl. 1 Petrus 3,7; 1 Johannes 1,5-10

6 vergl. Jakobus 2,14-26

7 Römer 1,5

8 vergl. Sprüche 18,21-22; Markus 11,23; Hebräer 10,23

 

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